Olympia ’24: Kultur des Betrugs

Gedanken zum Fair Play bei Olympia:



Die Spiele in Paris war ein rauschendes Fest. Wobei der Rausch, wie im realen Leben, einen doppelten Boden hat, uns die Sinne, den Kompaß rauben kann. Was bleibt?
Eine Choreographie, bei der sich Paris selbst den Spiegel vorhielt, und Außenstehende ein Gefühl dafür gewinnen konnten, warum es im Rest des Landes oft Widerstand gibt gegen soviel Selbstdarstellung gibt.
Viele Olympioniken haben das euphorische Publikum in Paris und in Frankreichs Stadien gelobt. Dabei war die Unterstützung für französische Athleten manchmal grenzwertig. z.B. wenn Stadionsprecher vor aller Augen und Ohren versuchten mit suggestiven Fragen den Gegner schlecht zu machen. Das blieb zum Glück die Ausnahme. Sonst hätte das IOC eingreifen müssen. Das Feedback der Sportler diente hier als Seismograph.
Dafür stachtelte das IOC bei Olympia die Athleten offenbar über Selfies und allerlei DJs in den Stadien zu zweifelhaftem Posen und Egoshooter-Tum an. So fühlen sich Sportler, wie bei der Leichtathletik etwa, veranlaßt, mit den Händen Cowboys und möglichen Waffen-Terror am Start zu inszenieren. Eine fragwürdige Entwicklung, zumal solches Posieren nicht sanktioniert wird bislang. Dabei verkörpert es das Gegenteil der olympischen Ideale
Skeptisch macht hier die immer größere Rolle von DJs und Djanes bei den Wettbewerben. Sportler:innen scheinen dabei immer mehr zur formbaren Masse, wenn nicht zur Nebensache zu geraten. Droht womöglich Gleiches wie in der Kunst? dort haben Kurator:inenn die Künstler in Bedeutung und Marktwert längst abgelöst. Fragwürdig im Sinn des Fair Plays erscheint auch, ob überbordende Moderation, aufputschende Lied-Einspieler durch Stadiontechnik und in der Sprache des Ausrichterlandes den olympischen Gedanken fördert und zu Chancengleichheit führt
Russische und belarussische Sportler:innen konnten, wenn auch wenig bemerkt, als „neutrale“ Sportler:innen an- und auftreten. Ihre Distanzierung von Putin bzw. Lukaschenko bleibt in einigen Fällen zweifelhaft. Daher dient die Kategorie nur bedingt zur Nachahmung bei den nächsten Spielen.
Vielmehr muss das IOC klarer und früher Regeln aufstellen, um den eigentlichen Opfern des Krieges und politisch-gesellschaftlicher Auseinandersetzungen unter die Arme zu greifen.Im Boxen wurde das verpaßt und wurde in der Gender-Frage das Schwarze-Peter-Spiel ohne Not auf neue Höhen getrieben. Das IOC hat es hier versäumt, frühzeitig für klare Verhältnisse zu sorgen. Jetzt droht ein Konflikt ohne Ende mit den Verbänden
Last but not least: wie so häufig bei Olympia liegt eine Menge Doping in der Luft. Vermeintlich Schuldige entkommen ihrer gerechten Strafe solange die Spiele laufen, so der Eindruck. Wie bei der Tour de France können ihre Medaillen oft Jahre später noch einkassiert werden, Rekorde gelöscht werden. Wem ist das ernsthaft ein Trost? Das IOC setzt so nur weitere Maßstäbe für die Verrohung und Doppelmoral unserer Gesellschaft. Mit der Folge eines andauernden, ewigen Betrugs der Anderen und an sich selbst.