Appell für Hassan Fazili / Appeal for Hassan Fazili: for a right to travel

DEUTSCH / ENGLISH Version

Hassan Fazili, afghanischer Filmemacher ist der wohl erfolgreichste afghanische Filmemacher zur Zeit. Weltweit wird sein Film Midnight Traveler (www.midnighttravelerfilm.com) eingeladen und mit Preisen überhäuft. Die grössten Filmfestivals   Tausende von Zuschauern auf aller Welt feiern ihn und seine Familie dafür, dass sie Leid, Risiko und tägliche Folgen ihrer Flucht nach Europa in unnachahmlicher Weise filmisch dokumentiert haben. Aber Hassan Fazili kann keine Einladung zu Festivals wahrnehmen. Weil in Deutschland sein Asylverfahren noch läuft. Damit ist er abgeschnitten von weiten Teilen seiner Arbeit und Entwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft und als produktiver wie kreativer Teil der deutschen Gesellschaft.

 

Hassan Fazili und Familie in ihrer Flüchtlingsunterkunft in Deutschland: gefeiert auf der ganzen Welt, aber ohne Möglichkeit zu Festivals im Ausland zu reisen. / Hassan Fazili and his family in their German refugee home: Awarded and cheered at around the world but unable to travel to film festivals.

Hassan Fazilis Film wurde auf der jüngsten Berlinale von der Ökumenischen Jury geehrt und war ein Gewinner bei den Publikums-Preisen. Michael Stütz, Leiter der Panorama Sektion der Berlinale, schreibt über seine Unmöglichkeit, in Europa   reisen und zu Festival-Einladungen wie zur IDFA Amsterdam ins Ausland reisen zu können: „Für seine Zukunft als Filmemacher ist eine Teilnahme enorm wichtig. IDFA ist einer der größten und vitalen Dokumentarfilmmärkte der Welt. Das wäre tatsächlich ein schädigender Eingriff in die Karriere von Hasan Fazili.“
Das Schweizer Menschenrechtsfilmfestival Diritti Humani (s. hier) möchte Hassan Fazili mit einem Preis für Menschenrechte ehren ab 9. Oktober. Doch die Familie Fazili sitzt fest, wie sie selbst sagt. In einem kleinen beschaulichen Ort im Sauerland/Kreis Olpe, tief in Nordrhein-Westfalen und ohne Möglichkeit, mit dem Rest der (Film)Welt zu kommunizieren angesichts solcher überlebenswichtiger Einladungen internationaler Festivals und Produzenten, Menschenrechtler und Multiplikatoren. „Der Fall Fazili steht exemplarisch für Zehntausende, denen grundlegende Rechte vorenthalten werden“, so unsere Mitunterzeichnerin Christine Buchholz, MdB Die Linke.

Weil wir diesen Zustand für unhaltbar halten, haben Christel Neudeck (Cap Anamur, Grünhelme) und ich die folgenden Appell gestartet, der Hassan Fazili mit einer Ausnahmegenehmigung ermöglichen soll, zu Festivals ins europäische Ausland zu reisen. Den Appell haben wir an Behörden und Personen geschickt, die nach unseren Informationen das Nötige veranlassen können, damit Hassan Fazili auf Auslandfestivals reisen kann.

Unterzeichnet haben den Appell bekannte Menschenrechtler wie Günter Wallraff sowie auch die Leitung des Berlinale-Filmfestspiele. Er geht u.a. an zuständige Behörden und Vertreter sowie an den NRW-Minister für Integration und Flüchtlinge. Unten stehen die deutsche wie die englische Version. Der Fall ist in vielfacher Hinsicht und nach unserer Auffassung symbolisch für Fragen und Herausforderungen der Integration von Migrantion in Deutschland und in Europa. Mir ist der Appell persönlich auch ein Anliegen als Initiator der ersten Filmfestivals für Afghanistan und Menschenrechte nach 2001 in Deutschland (s. hier, hier, hier und hier) und als Autor, der afghanische Filmemacher seit dem Ende des Taliban-Regimes immer wieder gefördert hat bzw. mit ihnen kooperiert. Ihren Rechte, auch ihrer Würde spielen dabei für mich eine wichtige Rolle.

Öffentlicher Appell für eine Reisegenehmigung für den international preisgekrönten Filmemacher Hassan Fazili
Festival-Einladungen für IDFA Amsterdam 12.9 & 20.11., Diritti Umani / CH 9. Okt.
(Der Appell steht auch auf der Website der AG Dok, herzlichen Dank an die Kollegen/innen, s. hier)

Wir, die Unterzeichner dieses Appells, ersuchen Sie hiermit um eine Reise-Genehmigung für Herrn Hassan Fazili, afghanischer Filmemacher, zu Einladungen seines Films bei Fimfestivals im europäischen Ausland im Zusammenhang mit seinem preisgekrönten Dokumentarfilm Midgnight Traveler. (Filminhalt: https://de.qantara.de/inhalt/hassan-fazilis-film-midnight-traveler-magisch-schoene-beschwerliche-flucht). Der Film beschreibt in eindringlicher Form Leid, Gefahren und tägliche Folgewirkungen von Flucht.
Die Situation könnte paradoxer nicht sein: Hassan Fazili und seine Familie können sich aufgrund ihres laufenden Asylverfahrens zZ nur in Deutschland bewegen. Zugleich wird Hassan Fazilis Dokumentarfilm,
Midgnight Traveler (www.midnighttravelerfilm.com/#awards), weltweit mit Preisen überhäuft. Auf der jüngsten Berlinale wurde der Film, der die zweijährige Odyssee der Familie Fazili von Afghanistan nach Deutschland erzählt, mit einer Auszeichnung durch die Ökumenische Jury der Berlinale Filmfestspiele bedacht.
Auch auf den Festivals in Madrid, Saloniki und Sheffield ist der Film gefeierter Gewinner und Preisträger gewesen. Aber zu keiner der Vorführungen kann Herr Fazili anreisen, wegen seines Asylgesuchs in Deutschland. Wir glauben: Indem er Einladungen internationaler Filmfestivals ablehnen muss, wird ihm gezielt seine Arbeit, sein Stolz und sein Selbstvetrauen genommen. Für seine Zukunft als Filmemacher ist eine Teilnahme enorm wichtig. Die IDFA Amsterdam ist einer der größten Dokumentarfilmmärkte der Welt. Das wäre ein schädigender Eingriff in die Karriere von Hasan Fazili.
Die Unmöglichkeit zu reisen steht in Kontrast zu einer weiteren Tatsache: offensichtlich zählt Herr Fazili zu den aktuell erfolgreichsten Filmautoren weltweit. Als Filmemacher in NRW ist er ein aktiver und künstlerisch wertvoller Teil der deutschen Gesellschaft. Seine Filmarbeiten wurden u.a. erfolgreich auf der Doucmenta 2013 gezeigt, der weltgrössten Kunstschau in Kassel.
Wir möchten daher mit Nachdruck an Sie appellieren, im Fall von Herrn Fazili eine Ausnahmeregelung zu erwirken, so dass er Einladungen zu Filmfestivals in der EU bzw. im Ausland wahrnehmen kann. Aktuell liegen ihm Einladungen der IDFA Amsterdam für den 12.9. und 20. Nov. vor, von Diriti Humani/Filmfest der Menschenrechte/CH am 9. Okt. Weitere folgen.
Der Fall von Hassan Fazili, der in Afghanistan von Fundamentalisten bedroht und verfolgt ist (
https://www.youtube.com/watch?reload=9&v=5b0-7tvih7E), ist international dokumentiert.
Zahlreiche Personen und Organisationen haben sich für seinen Fall eingesetzt. Unser Appell möchte den Fall auch der Öffentlichkeit zugänglich machen. Wir glauben, dass die hier erbetene Ausnahmeregelung elementaren Menschen- und Freiheitsrechten entspricht. Der Fall Fazili steht exemplarisch für Zehntausende, denen grundlegende Rechte vorenthalten werden.

Eine Initiative von:
Martin Gerner, ARD-Autor, Filmregisseur und Kurator
Christel Neudeck, Cap Anamur/Grünhelme

Unterzeichner:
Günter Wallraff, Autor und Menschenrechtsaktivist
Ruprecht Polenz, MdB a.D, CDU, ehemaliger Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Deutschen Bundestag
Mariette Rissenbeek, Geschäftsführerin/Festivalleitung Internationale Filmfestspiele Berlin
Michael Stütz, Leiter Sektion
Panorama, Berlinale / Internationale Filmfestspiele Berlin
Tom Koenigs, MdB a.D. Die Grünen, ehemaliger UNO-Sondergesandter für Afghanistan
Jochen Hippler, Länderdirektor Friedrich-Ebert-Stiftung Pakistan, Friedensforscher
Christine Buchholz, MdB Die Linke / Bundestagsabgeordnete
Anna Grebe, Präsidentin Ökumenische Jury / Internationale Filmfestspiele Berlin 2019
Thomas Frickel, 1. Vorsitzender AG Dok, Arbeitgemeinschaft Dokumentarfilm Deutschland
Raul N. Zambrano,
Senio Programmer IDFA/International Documentary Filmfestival Amsterdam
Antonio Prata, Leiter des Festivals für Menschenrechte/Human Rights Film Festival Lugano (CH)
Paolo Bernasconi, Gründer der Stiftung für Menschenrechte Lugano/Human Rights Foundation, Lugano (CH)
Daniel Sponsel, Festivaldirektor Internationales Dokumentarfilmfestival München/DOK.fest
Michael Chauvistré, Dokumentarfilmer, Happy Ending Films, AG Dok West
Christoph Boekel, Baumfilm, Dokumentarfilmer
u.a.

 

English

Hassan Fazili is probably the most successful Afghan filmmaker currently.  A number of prestigeious international Film Festivials that have shown his feature documentary Midnight Traveler (www.midnighttravelerfilm.com) have honored him with Awards and prizes. Thousands of spectators worldwide have applauded the way he and his family tell their suffering and daily hardships of being a refugee family along the perilous way to Europe. But Hassan Fazili is desperate, since he cannot go to any of the festivals that invite him. His asylum application in Germany is in process and he is not allowed to travel abroad. This cuts him off from important contacts and networking opportunities.
Fazili’s film Midnight Traveler was honored at the recent Berlinal International Film Festival by the Ecumenical Jury and was also among the winners of the Audience Awards. Michael Stütz, director of the Panorama section of the Berlinale, writes about Fazili’s impossibility to travel to festivals in Europe, namely to IDFA Amsterdam, where is is next invited to: „For his future as a filmmaker, participation is enormously important. IDFA is one of the largest and most vibrant documentary markets in the world. That would actually be a damaging intervention in the career of Hasan Fazili.

The Swiss Human Rights Film Festival Diritti Humani (see here) will honor Hassan Fazili with an Award for Human Rights in early cctober. Still, he will not be able to make the trip to Lugano, unless this appeal is successful.
The Fazili family is literally stuck. In a small town in German Sauerland, deep in Northrhine-Westphalia and without adequate means to communicate with the rest of the (film)world, as they say. Invitations from International festivals with links to producers, human rights activists and the audience is vital in this situation. „The Fazili case exemplifies how tens of thousands of people who are deprived of fundamental rights,“ says Christine Buchholz, a member of the German Parliament and co-signer of our initiative.
Because we consider this state of things untenable, Christel Neudeck (Cap Anamur, Green Helmets) and I have launched the following appeal, which tries to help Hassan Fazili to travel to festivals in European countries with a special allowance. We have sent the appeal to those authorities and people who can make the difference in his case and are now waiting for a feedback. As the next IDFA invitation is scheduled for sept. 12th, we hope to hear of a response until then.

The appeal is signed by well-known human rights activists such as Günter Wallraff as well as the managing director of the Berlinale Film Festival Mariette Rissenbeek. This case is symbolic in many respects, since it challenges urgent questions of integration of migrantion in Germany and Europe. For me personally, the appeal is in line with my long standing humanitarian and cinematographic work for Afghanistan: as initiator of the first film festivals on Afghanistan and for Human Rights in Germany and Europe after 2001 (see here, here, here and here) I remain committed to the dignity and rights of my Afghan film colleagues and colleagues.

 

Public Appeal for travel allowance for Award Winning Filmmaker Hassan Fazili to International Festivals / Festival invitations IDFA Amsterdam (Sept. 12Th, Nov. 20th) and Diritti Humani (Oct. 9th)

We, the signatories of this letter, hereby request a travel allowance for Mr. Hassan Fazili, Afghan filmmaker, for invitations at film festivals abroad in the context of his award-winning documentary
Midgnight Traveler. (Film content: https://en.qantara.de/content/berlinale-2019-hassan-fazilis-midnight-traveler-that-our-voices-wont-be-silenced). Mr. Fazilis’s film is a unique document of the sufferings, daily challenges and impacts on migrating refugee families.
Hassan Fazili’s situation could not be more paradoxical: he and his family are currently forced to limit their movements to Germany, due to the ongoing asylum procedure. At the same time, Mr. Fazili’s feature film
Midgnight Traveler (www.midnighttravelerfilm.com/#awards) is receiving numerous internatinoal Awards and is being praised worldwide. At the recent Berlinale Film Festival, the film was honored with a special mention by the Ecumenical Jury of the Berlinale.
Further Awards came from Madrid, Thessaloniki and Sheffield Film Festivals. At none of the festivals Mr. Fazili could be present though. He remains deprived of movement and of contact, affecting his pride and self-confidence. His participation in IDFA and Diritti Humani Festivals is enormously important for his future as filmmaker. To deprive him would be a damaging intervention in the career of Hassan Fazili.
Mr. Fazili is currently one of the most successful film authors internationally. For Germany and Northrhine-Westfalia, he is an active part of the German society. His work was successfully shown at Doucmenta 2013 in Kassel also, the largest international art show in Germany.
We therefore would like to urge you to facilitate the situation of Mr Fazili, so that he can travel to invitations for film festivals abroad, especially in Europe. The next invitations are IDFA Amsterdam Sept. 12th and Nov. 20th and by Diriti Humani/CH on oct. 9th.
The case of Hassan Fazili, who has been persecuted in Afghanistan by fundamentalists (https://www.youtube.com/watch?reload=9&v=5b0-7tvih7E) has been documented internationally. Numerous persons and organizations have supported him and his family in their case. This letter aims to make his case known to the German and international public. We believe that the allowance to travel for him to festivals outside of Germany, corresponds wiht elementary human rights and basic freedom. His case exemplifies tens of thousands of cases who are deprived of basic rights.

An initiative by:
Martin Gerner, Award Winner Film director, German ARD
Christel Neudeck, Cap Anamur / Green Helmets

signatories:
Mariette Rissenbeek, Executive Director Berlinale / Berlin International Film Festival
Michael Stütz,
Head of Panorama Section, Berlinale / Berlin International Film Festival
Günter Wallraff, German Author and Human Rights activist

Ruprecht Polenz, former Member of German Parliament, CDU/CSU, former head of the Comittee on Foreign Relations of the German Bundestag
Anna Grebe, President of the Ecumenical Jury, International Film Festival Berlin 2019

Kristine Greenaway, Member Ecumenical Jury / International Film Festival Berlin 2019
Raul N. Zambrano,
Senior Programmer IDFA International Documentary Filmfestival Amsterdam
Antonio Prata, Director of the Human Rights Film Festival Lugano (CH)
Paolo Bernasconi, Founder of the Human Rights Foundation, Lugano (CH)
Christine Buchholz, MdB/Member of the German Parliament
Tom Koenigs, ex MoParliament/Die Grünen, former UN Special Envoy to Afghanistan
Jochen Hippler, Country Director Friedrich-Ebert-Foundation Pakistan, Peace and Conflict Researcher
Thomas Frickel, 1. Vorsitzender AG Dok, Association of German Documentary Filmmakers
Daniel Sponsel, Director International Dokumentary Filmfestival Munich / DOK.fest
Michael Chauvistré, AG Dok West, Happy Ending Films
Christoph Boekel, Baumfilm, German Docmentary Filmmaker

a.o.